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Die rekonstruktive Studie »Emigration als Herausforderung« versteht sich als Beitrag zur historischen Biographie- und Sozialisationsforschung. Historisch thematisch ist die Rekonstruktion von Entwicklungsmöglichkeiten und -verläufen von Menschen, die Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus im Kindesalter verlassen mussten. In heuristischer Absicht wird einerseits angeknüpft an das soziologisch-strukturtheoretische Modell Ulrich Oevermanns von Sozialisation als Prozess der Krisenbewältigung, andererseits an Robert Kegans entwicklungspsychologisches Konzept der Entwicklung des Selbst in einbindenden Kulturen. Dabei wird vor allem der Frage nachgegangen, welche Zusammenhänge herstellbar sind zwischen entwicklungsmäßig >vorprogrammierten< Krisen der Bindung und Ablösung im Sozialisationsprozess und dem Ereignis >Emigration< als fallübergreifend vorliegender Besonderheit im Sinne eines potentiell traumatischen Krisenereignisses. Das zentrale Interesse besteht in der Rekonstruktion unterschiedlicher biographisch wirksamer Habitus der Krisenbewältigung. Hier zeigen sich erstens von Fall zu Fall verschiedene Perspektiven auf die Erfahrung der Emigration, zweitens jeweils spezifische Haltungen im Umgang mit Entscheidungskrisen der Lebensgestaltung. Die Ergebnisse verweisen zum einen auf den großen Einfluss familialer Sozialisation auf die Entwicklung, zeigen zum anderen aber auch die Bedeutsamkeit kultureller Einbindungsmöglichkeiten über die Lebensspanne auf.